Von Bodenschätzen und Bodenbearbeitung
Im Alltag treten wir ihn mit den Füßen und beachten ihn oft kaum. Auch in der Bio-Landwirtschaft war der Boden lange ein eher vernachlässigtes Thema. Bei uns hat die Bodenbearbeitung in den letzten Jahren einen neuen Stellenwert bekommen.
Je mehr wir auf und mit ihm arbeiten, desto klarer wird: Der Boden ist die Grundlage unserer ganzen Arbeit. Man könnte auch sagen: der Anfang von allem, was wir hier tun - und gleichzeitig auch das Ende, weil auch unsere Gemüsereste sich irgendwann wieder in neue Erde verwandeln.
Vor fünf Jahren haben wir auf eine Bodenbearbeitung ohne Pflug umgestellt. Im Bio-Anbau ist das eine besondere Herausforderung: Während konventionelle Landwirte gegen unerwünschte Pflanzen Herbizide einsetzen und dadurch leichter auf den Pflug verzichten können, jäten wir von Hand oder mit einer mechanischen Hacke und verwenden keinerlei Pflanzenvernichtungsmittel.
Ohne Pflug und ohne Chemie zu Arbeiten heißt also: Immer dranbleiben, beobachten, Unkraut in Schach halten, Fruchtfolgen gut planen und den Boden mit Gründüngung unterstützen, wenn gerade keine Kulturpflanze angebaut wird.
Die viele Arbeit aber wird belohnt: Die Humusschicht auf unseren Äckern ist spürbar dicker geworden und wir finden deutlich mehr Bodenlebewesen als früher. Manchmal sind es so viele Regenwürmer, dass wir aufpassen müssen, um beim Ernten mit dem Messer nicht... naja, Sie ahnen es. Entgegen aller Legenden ist es jedenfalls leider nicht so, dass aus einem zweigeteilten Regenwurm plötzlich zwei Würmer werden.
Hier kommt der Teil für die Technikinteressierten: Der Traktor auf dem nächsten Foto zieht nämlich drei Maschinen in einer. Der Tiefenlockerer - das ist der blaue Teil des Gefährts - lockert die Erde, im Gegensatz zum Pflug wendet er sie aber nicht und die Bodenschichten bleiben erhalten. In der Mitte ist eine Kreiselegge (das ist das Ding in rot), mit der wir Erdklumpen vor der Aussaat in feine Krümel verwandeln. Zum Schluss folgt eine Sämaschine, mit der wir zwischen zwei Kulturphasen die Gründüngung säen. Diese besteht aus Pflanzen, die wir zwar nicht ernten, aber anbauen, damit sie die Bodenfurchtbarkeit verbessern - etwa indem sie den Boden stabilisieren, besonders gut durchwurzeln oder durch eine geschickte Fruchtfolge bestimmten Pflanzenkrankheiten entgegenwirken. Nach der Blüte werden sie als Mulch in den Boden eingearbeitet.
Was wir tun, ist wiederum nur die Vorbereitung für das, was sich im Boden selbst tut: Unter der Erde, für uns größtenteils unsichtbar, arbeiten Milliarden von Kleinstlebewesen mit. Wir nähren die Bodenlebewesen, der Boden ernährt die Pflanzen - und die ernähren wiederum uns. Das ist echte Wertschöpfung und ein Kreislauf, den es zu erhalten gilt, wenn wir auch in der Zukunft Pflanzen in der Erde wachsen sehen wollen.
Manchmal begegnen wir auf dem Acker übrigens sogar einem lumbricus badensis, einem original badischen Regenwurm, der größer und länger ist als der lumbricus terrestris, der gemeine Regenwurm, den jeder kennt.
Der lumbricus badensis kann bis zu 30 cm lang und 20 Jahre alt werden. Das schafft er allerdings nur, wenn er auf einem Acker ohne Gift und Pflugscharen lebt. Dann lockert er in aller Ruhe den Boden, mineralisiert ihn und trägt seinen Teil zur Bodenfruchtbarkeit bei. In diesem Sinne: Numme nit huddle!
Unsere Bodenbearbeiter
Um den Boden kümmert sich bei uns vor allem das Freiland-Team: Pere sitzt im John Deere und bearbeitet unsere Äcker, Michael ist für den Kompost zuständig und war derjenige, der sich besonders für schonendes, pflugloses Arbeiten eingesetzt hat.
Unterstützt werden wir vom Bodenfruchtbarkeitsfonds der Bio-Stiftung Schweiz, der sich dafür einsetzt, dass fruchtbarer Boden als Lebensraum und Lebensgrundlage erhalten bleibt. Mehr Infos gibts unter www.bodenfruchtbarkeit.bio