22.01.2024
zum Bauernprotest
Auch wir haben uns an den Protesten in den letzten Tagen beteiligt. Uns geht es dabei aber um mehr als nur um die Frage der Diesel-Subventionen.
Die geplante Streichung der Steuerentlastung für Agrar-Diesel wäre für verschiedene Bauern und Landwirte unterschiedlich problematisch. Doch was alle betrifft, ist die wirtschaftliche Schieflage in der Landwirtschaft. Wir hoffen, dass dies durch die Bauernproteste ins öffentliche Bewusstsein dringt.
Mit den Subventionen stützt unser Staat ein System von Bauern, Händlern, Verarbeitern und Verbrauchern. Immer mehr Menschen verstehen, dass dieses System eine Landwirtschaft im sozialen und ökologischen Gleichgewicht ständig schwerer macht.
Es folgt und fordert die Logik des ständigen Wachstums. Landwirte sind gezwungen, immer mehr aus den Böden, den Pflanzen, den Tieren, aus sich selbst und den in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen heraus zu pressen. Immer weiter zu Lasten unseres Ökosystems und immer weiter zugunsten des Handels und der niedrigen Preise.
Die Profiteure dieser Unvernunft sind wenige Unternehmen (und deren Aktionäre), die einfach aufgrund ihrer Größe die Preise bestimmen: Aldi, Lidl, Rewe, Edeka, Müller Milch, Nestlé, Bayer und BASF. Auf Kosten der Bauern, Winzer und Gärtner sind die Gewinne dieser Konzerne stark und beständig gewachsen. Bei ihnen landet das Geld, das den Menschen in der Landwirtschaft fehlt – hier in Deutschland und weltweit.
Was der Landwirtschaft helfen würde, wären faire Preise für ihre Produkte, die den tatsächlichen Kosten der Herstellung entsprechen. Die Arbeit der Bauern und ihr Nutzen für Umwelt und Gesellschaft sollte und kann gerecht bewertet werden. Das genannte System aber verursacht enorme Folgekosten durch Schäden an unserer Umwelt und unserer Gesundheit. Diese Kosten müssen endlich wirksam berücksichtigt werden. Noch kann der Umbau schrittweise erfolgen. Ohne diesen Umbau steuern wir auf einen Kollaps zu.
Der schrittweise Umbau zu einer zukunftsfähigen Landwirtschaft würde der Gesellschaft insgesamt nützen. Wir brauchen spürbare Wertschätzung für die Arbeit der Bäuerinnen und Bauern. So könnten wir auch milliardenschwere Ausgaben im Gesundheits- und Umweltbereich sparen. Wenn wir diese Ersparnisse für gerechte Lebensmittelpreise einsetzen und dafür, dass ökologisch produzierte Lebensmittel für alle verfügbar sind, wäre allen geholfen.
Oder wir bauen dieses System nicht um. Dann werden auch die Dieselsubventionen die Landwirtschaft nicht retten.