16.3.2022

Wachsen & Wachsen lassen

Wenn die Welt am Rad dreht, beruhigt einen nichts so sehr wie das: Pflanzen beim Wachsen zuzuschauen. Wenn Sie im Sommer eigenes Fruchtgemüse - also z.B. Tomaten oder Auberginen - ernten möchten, ist jetzt der Zeitpunkt für die Aussaat gekommen. Ende März ausgesäte Tomaten sind dann Mitte Mai bereit für den Umzug in den Garten. Gurken und Zucchini haben eine etwas kürzere Anzuchtzeit: Wir säen sie erst drei Wochen vor der Pflanzung, mehr als vier Wochen sind auch bei Ihnen daheim nicht nötig.

Brauche ich irgendeine besondere Ausstattung?

Sie brauchen sich nichts extra zu kaufen. Im Prinzip reichen Töpfchen oder sogar Eierkartons. Wenn Sie nicht nur experimentieren möchten, sondern wirklich ins Gemüsegärtnern einsteigen möchten, dann lohnen sich Aussaatschalen oder sogenannte Quickpots.

Kann ich jedes Saatgut verwenden?

Samen sind lebendig und deshalb nicht unbegrenzt lebens- und keimfähig. Wenn Sie nicht sicher ob, ob ihr Saatgut noch keimt, können Sie das selbst testen: Einfach zehn Samen in feuchtes Küchenpapier einwickeln, warm halten und nach vier, fünf Tagen schauen, ob sich etwas tut. Grundsätzlich empfehlen wir Bio-Saatgut von samenfesten Sorten - nur dann können Sie ihr eigenes Saatgut ernten, im nächsten Jahr damit weitergärtnern und sind unabhängig von den großen Saatgutkonzernen. Hochwertiges Bio-Saatgut bekommen Sie bei uns oder direkt bei der Bingenheimer Saatgut AG.

Welche Erde ist die richtige für die Anzucht?

Am besten nährstoff- und torfarme Erde, auf keinen Fall stark aufgedüngte. Zu viele Nährstoffe schaden den zarten Wurzeln und alles, was der Keimling als Wegzehrung braucht, ist schon im Samenkorn enthalten. Je weniger Nährstoffe es gibt, desto besser entwickeln sich die Wurzeln - und das ist wichtig für Gemüsepflanzen, die später im Beet stabil dastehen sollen.

Wie tief soll ich säen?

Als Faustregel gilt: So tief wie das Samenkorn groß ist - und oben drauf einen Hauch Sand streuen.

Auf was muss ich in den ersten Tagen nach der Aussaat achten?

Die Samen von Fruchtgemüse brauchen zur Keimung kein Licht, aber sie brauchen es feucht und warm - gerne Wohnzimmertemperatur um die 21 Grad. Die Samen dürfen während des Keimungsvorgangs auf keinen Fall austrocknen, die Erde muss also immer feucht gehalten werden (aber nicht nass!). Sobald der Keimling sich hebt, fühlt er sich dann aber auf einem Fensterbrett mit viel Licht wohl.

Wie ist das mit dem Vereinzeln? Muss ich erst dicht aussäen und dann jeden Keimling einzeln pikieren?

Das kommt darauf an. Salate oder Blumen säen wir direkt in die Töpfchen, aber bei Fruchtgemüse empfehlen wir, in einer Schale auszusäen und die Pflänzchen erst dann in Einzeltöpfe zu setzen, wenn Sie sehen, welche Keimlinge sich gut entwickelt haben.

Wann ist dann der Zeitpunkt zum Pikieren?

Wenn die beiden Keimblätter gut ausgeprägt sind. Sie lösen den Keimling dann vorsichtig aus der Aussaatschale, machen mit einem Pikierstab oder einem Finger ein kleines Loch in das Töpfchen, in das die Pflanze umziehen soll, und setzen den Keimling ins vorbereitete Loch. Wichtig ist, die Erde um den Keimling herum kurz anzudrücken, damit er gut anwachsen kann.

Welche Pflanzen muss ich abhärten, bevor sie in den Garten gepflanzt werden können?

Alle! Die Abhärtung ist für alles, was Sie im Wohnzimmer oder im Gewächshaus angezogen haben, ganz wichtig. Die kleinen Pflanzen sind weder an Wind noch an UV-Strahlung gewöhnt. Die Pflanze muss sich also erstmal an Temperaturschwankungen gewöhnen. Wenn Sie ihre Jungpflanzen von heute auf morgen nach draußen pflanzen, werden viele das wahrscheinlich nicht überleben.

Wie gehe ich bei der Abhärtung am besten vor?

Erst mal an einen wind- und sonnengeschützten Platz stellen und nach ein, zwei Stunden schon wieder reinholen. Die Dauer können Sie dann langsam steigern. So werden die Blätter fester und bilden einen Verdunstungsschutz.

Ab welcher Größe dürfen die Pflanzen nach draußen?

Bei Tomaten, Auberginen oder Paprika am besten erst, wenn die Pflanzen vier bis sechs Blätter haben. In den ersten Tagen windgeschützt und nicht in der prallen Sonne. Draußen bleiben sollte Fruchtgemüse erst Mitte Mai nach den Eisheiligen. Die unterschiedlichen Gemüsearten haben da jeweils ihre individuellen Ansprüche: Gurken brauchen einen besonders warmen Boden, Paprika mögen keine Temperaturschwankungen - und Tomaten verkraften auch mal eine kühle Nacht.

Klingt schon irgendwie aufwändig…

Okay, ein bißchen. Aber das Glückserlebnis, das alle Gärtner spüren, wenn aus dem Samenkorn eine stattliche Pflanze wird, macht das alles wieder wett. Sollte wider Erwarten etwas schief gehen, können Sie Ende April immer noch zum Jungpflanzenverkauf kommen und ein paar zusätzliche Setzlinge kaufen.